25 März 2011

Drogenbericht 2010

Gestern veröffentliche die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Mechthild Dyckmans gemeinsam BKA Präsident Jörg Ziercke die Daten zur Rauschgiftkriminalität und zu den Drogentoten 2010 in Deutschland.

Hier die Fakten aus der Pressemitteilung:

2010 starben 1.237 Menschen an ihrem Drogenkonsum, 7 Prozent weniger als im Vorjahr.

Gegen diesen Trend haben hat sich in Sachsen (von 12 auf 40 Menschen) und Mecklenburg-Vorpommern (von 4 auf 8 Menschen) die Todesfälle durch Drogen verdoppelt.

An einer Überdosis von Heroin verstarben 529 Menschen

An einer Überdosis Heroin in Verbindung mit anderen Drogen verstarben 326 Menschen

An gesundheitliche Langzeitschäden aufgrund jahrelangen Drogenkonsums verstarben 214 Menschen

An Substitutionsmittel bzw. Substitutionsmittel in Verbindung mit anderen Drogen verstarben 167 Menschen

Die größte Zahl von Drogentodesfällen findet sich in der Altersgruppe der älteren Drogenabhängigen ab 30 Jahren (944 Personen) und unter den männlichen Drogenabhängigen.

2010 wurden in Deutschland 18.621 Erstauffällige Konsumenten harter Drogen (EKhD) registriert − dies bedeutet einen Anstieg von fast drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Entgegen der sinkenden Zahl der Erstauffälligen Konsumenten von Heroin, Kokain und Ecstasy wurde bei den Erstauffälligen Konsumenten von Amphetamin mit 11.401 Personen (2009: 10.315) bereits im sechsten Jahr in Folge ein Anstieg verzeichnet (+ca. 11 Prozent).

Besonders auffällig sind die Steigerungen beim registrierten Erstkonsum von kristallinem Methamphetamin („Crystal“), denn mit 642 Erstauffälligen Konsumenten wurde ein Anstieg um über 76 Prozent registriert.

Auch bei der Zahl der Erstauffälligen Konsumenten von Crack fiel die Steigerung auf 311 Personen deutlich aus und lag damit bei fast 72 Prozent. Bei LSD stieg die Zahl der Erstauffälligen Konsumenten um 11 Prozent auf 141 Menschen.

Der Altersdurchschnitt bei den EKhD lag bei 28 Jahren und damit auf dem Vorjahreswert. In der Langzeitbetrachtung ist das Durchschnittsalter seit dem Jahr 2000 um rund 3 Jahre gestiegen. Allerdings lag das Durchschnittsalter der Erstauffälligen Konsumenten von Ecstasy (25,7 Jahre), Amphetamin (26,2 Jahre) und „Crystal“ (26,5 Jahre) unter diesem Wert.

Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland die bisher größten Einzel- und Gesamtmengen an Kokain und kristallinem Methamphetamin („Crystal“) beschlagnahmt.

2010 wurden insgesamt 3.031 kg Kokain sichergestellt − fast 80 Prozent mehr als im Vorjahr. Unter anderem wurde im Hamburger Hafen mit 1,3 Tonnen die bislang größte Einzelmenge an Kokain in Deutschland beschlagnahmt. Das Kokain hatte sich in einem Schiffscontainer aus Paraguay befunden (Drogenguide berichtete).

Die Gesamtsicherstellungsmenge von kristallinem Methamphetamin („Crystal“) stieg von rund 7 auf fast 27 kg. Dies entspricht rund 2,5 Millionen Konsumeinheiten.

Bei Amphetamin und Methamphetamin wurden dagegen erstmals nach acht Jahren rückläufige Gesamtsicherstellungsmengen registriert − insgesamt wurden rund 1.204 kg sichergestellt (-13 Prozent).

Bei Ecstasy-Tabletten ging die Sicherstellungsmenge im Vergleich zum Vorjahr um fast 56 Prozent auf 230.367 Tabletten zurück.

Die Gesamtsicherstellungsmenge von Heroin sank infolge ausbleibender Großsicherstellungen um fast 38 Prozent auf rund 474 kg .

Bei den Sicherstellungen von Cannabisprodukten wurden im Jahr 2010 gegenläufige Tendenzen registriert. Bei Haschisch sank die beschlagnahmte Menge um rund
3 Prozent auf ca. 2.144 kg. Bei Marihuana stieg die beschlagnahmte Menge dagegen um rund 13 Prozent auf ca. 4.875 kg.

2010 wurden in Deutschland 46 Cannabis-Outdoor-Plantagen (2009: 67) und 348 Cannabis-Indoor-Plantagen (2009: 342) und damit insgesamt rund vier Prozent weniger Cannabis-Plantagen als im Vorjahr festgestellt.

Während die Zahl der Kleinplantagen (20 - 99 Pflanzen) von 274 auf 257 und die Zahl der Profiplantagen (ab 1.000 Pflanzen) von 28 auf 23 sank, stieg die Zahl der sichergestellten Großplantagen (100-999 Pflanzen) von 107 auf 114 an.

Im Jahr 2010 wurden 16 illegale Rauschgiftlabore (2009: 24) sichergestellt, vorwiegend Kleinlabore zur Herstellung von Methamphetamin.

Erstmalig wurde in Deutschland ein Labor zur Produktion synthetischer Cannabinoide entdeckt.

Die gestern veröffentlichten Daten zeigen, Opiate sind noch immer mit Abstand die tödlichsten illegalen Drogen. Ob der Rückgang der Todeszahlen aber an einer erfolgreichen Drogenpolitik mit Hilfs-, Behandlungs-, und Substitutionsangeboten, wie das Frau Dyckmans erklärte liegt, möchte ich bezweifeln. Ich glaube eher Heroin und Co. sind im Moment einfach out. Das steigende Durchschnittsalter der Drogentoten verdeutlicht, dass Opiatabhängigkeit unter jungen Drogenkonsumenten einfach weniger verbreitet ist. In Deutschland steigt aber der Konsum von synthetischen Drogen und das Angebot an vermeintlich "legalen" Kräutermischungen, denen synthetische Cannabinoide beigefügt werden. Die Risiken die vom Konsum solcher Kräutermischungen ausgehen sind unkalkulierbar. Das Thema "Legal Highs" bleibt spannend.


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