24 Januar 2015

Berlin`s schrägstes Drogenprojekt

Während es letzten Samstag an dieser Stelle um die abstinenzorientierte Drogenselbsthilfe von Synanon ging, möchte ich heute ein ganz anders Berliner "Drogenprojekt" vorstellen. Nämlich das Projekt "tough" der "Berliner Stadtmusikanten". Das gibt es erst seit letzten Jahr und ist (vorsichtig ausgedrückt) sehr unkonventionell. Mit "Hitlers Drogen erobern Berlin" Plakaten schreckten die Stadtmusikanten im Dezember die Besucher der hauptstädtischen Weihnachtsmärkte auf. Mit diesen wurde eindringlich und kreativ vor dem Crystal-Konsum gewarnt, was auch ein heftiges Medienecho auslöste. Darüber hinaus setzt sich "tought" zwar kritisch aber keineswegs abstinenzorientiert mit Drogen auseinander. Gefordert wird unter anderen Drugcheking (Substanzentest), 

Aufklärung - Test (Check) sowie Bekanntgabe von Inhaltsstoffen in Drogen in Clubs und an Brennpunkten, sowie in eigens dafür geschaffenen Institutionen, Wertabschöpfung (Besteuerung) und Teillegalisierung von Drogen an Brennpunkten sowie Information und Aufklärung an Brennpunkten und Clubs durch unabhängige Stellen nach dem Muster Jugendschutzgesetz in Kneipen. Auch die Problematik der “Legal Highs” und der damit einhergehenden Bereitschaft der Konsumenten alles zu konsumieren was Ihnen hingeworfen wird prangern die Stadtmusikanten an. 

Allerdings werden bei "tough" auch, sagen wir mal “sehr spezielle” Fragen aufgeworfen. Zum Beispiel: Wenn nur noch auf Industriereinigern Sex stattfinden kann, dann können auch nur noch auf diesen Substanzen Babys gezeugt werden? Es gibt aber Thesen die ich durchaus für Diskussionswürdig halte: “Politiker, Medien und die Allgemeinheit bauen auf Nikotin, Alkohol und Pharmaindustrie. Tough glaubt das System Therapeut-Dealer ist laut in Frage zu stellen! Der Konsument ist nur ein Spielball des Systems. Alle verdienen an ihm und er/sie/es verliert.” 

Tough möchte mit Plakatkampagnen wachrütteln und Aufmerksamkeit zur Umsetzung der Ziele erreichen. Dazu werden auch noch Kreative Energie, Mitstreiter und Investoren gesucht. Dazu ist für 2015 auch eine „tough parade“ geplant. Die soll von Amsterdam über Berlin, Prag, Bratislava, Wien, Budapest, Bukarest bis nach Varna am Schwarzen Meer führen. Und auf 5 Tage tox (also mit Alkohol und Drogenkonsum) sollen weitere 5 Tage detox (also ohne Alkohol und Drogenkonsum) folgen. 

Natürlich klingt das schräg und ich wette auch der Internetaufritt wurde in einer “Tox-Phase” erstellt. Aber, und das ist für mich auch der gute Kern dieses Projekts, der Konsum von Drogen wird kritisch hinterfragt und das blinde einwerfen von jedem Müll der einen Rausch verspricht wird angeprangert. 

Zu guter Letzt stelle ich nächsten Samstag noch die Berliner Ambulante Drogentherapie für Mädchen "Catch-up" vor.

Quelle und Bild: www.b-tough.net

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