04 Dezember 2015

FreD für Crystal Meth

Endlich kommt FreD auch nach Sachsen und nicht irgendein FreD, sondern ein FreD für Crystal Meth. „FreD“ steht für „Frühintervention bei erstauffälligen Drogenkonsumenten. Das Konzept gehört zur selektiven bzw. indizierten Suchtprävention. Also eine Form der Drogenprävention die sich an eine spezielle Zielgruppe richtet. Im Fall von „FreD“ ist die Zielgruppe zwischen 14 und 21 Jahren alt und praktiziert einen riskanten Drogenkonsum.

Die Jugendlichen werden in der Regel von Polizei, Justiz und Jugendhilfe zu „FreD“ vermittelt. Nach einem Einzelgespräch in dem die individuelle Situation, die Eignung und die Motivation des Jugendlichen beleuchtet wird, beginnt der Konsum-Reflexion-Kurs. Dieser ist der Kern von FreD. Acht bis zehn Teilnehmer sollen hier in acht Stunden (die in zwei bis vier Einheiten aufgeteilt werden) ihr Konsumverhalten kritisch hinterfragen. Dabei soll die Rückmeldung zwischen Gleichaltrigen zu den jeweiligen Konsummustern die Einstellung zum eigenen Konsum ändern. Auch die die Hemmschwelle weitere Angebote der Drogenhilfe anzunehmen wird abgebaut. Eine Teilnahmebestätigung, welche in der Regel als Auflage von der entsendenden Stelle abverlangt wird, soll einen gewissen sozialen oder justiziellen Druck aufbauen sich dem FreD-Programm zu stellen.

In Deutschland wird FreD an 116 Standorten mit 236 Trainern (Stand: November 2015) umgesetzt. Besonders in den stark von der Crystal Problematik betroffenen Bundesländer Bayern (derzeit 22 Standorte), Thüringen (7 Standorte) und Sachsen (Standorte in Planung) soll es klientelspezifische Anpassungen geben. So bedarf die kürzere Aufmerksamkeitsspanne der Crystal-User auch kürzere Sitzungen. Auch auf die besondere Gereiztheit der Konsumenten muss FreD mit einem angepasstem Umfeld reagieren.

FreD ist ein Programm zur frühen Drogen und Suchtprävention. Sie richtet sich an Jugendliche am beginn einer „Drogenkarriere“ möglichst wenn sie das erste mal ärger kriegen wegen ihres Suchtmittelkonsum. In dieser Phase sind sie mit bunten Faltblättchen und den üblichen Warnungen vor Drogen nicht mehr erreichbar. Harte Strafen sind bei Konsumentendelikten weder zu erwarten noch zielführend. Jedoch lässt sich durch das Betäubungsmittelgesetz der gewisse Druck aufbauen der nötig ist, um die Konsumenten aus der Wohlfühlzone zu holen. Denn gerade am Anfang wirkt die Welt im Drogenrausch so toll, das man die ohne Druck von außen gar nicht verlassen mag.

Eine Adaption für Crystal Meth und eine Einführung von FreD auch in Sachsen halte ich dringend notwendig. Kinder kann man vielleicht mit Prävention per „Meth-Face-Fotos“ noch abschrecken. Und Konsumenten die schon schwere Suchtprobleme haben, werden über Kranken- und Rentenkassen oder von „Therapie statt Strafe“ für eine Behandlung erreichen. Aber eine Schnittstelle zwischen Prävention und Behandlung, die Kooperation zwischen Strafverfolgern und Jugendschützern in der praktischen Intervention fehlt. Zumindest hier in Sachsen noch.

Der Scheitelpunkt der Crystal-Welle ist noch lange nicht erreicht. Um so wichtiger ist der Aufbau wirkungsstarker Kooperationsstrukturen in der Frühintervention. Ich halte das Konzept von FreD dabei für einen ganz wichtigen Baustein.

Quelle: Dokumentation zur Jahrestagung der Drogenbeauftragten am 6. November 2015  in Berlin

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