10 Januar 2016

Sex unter Drogen

Es gibt die verschiedensten Gründe warum Menschen zu Drogen greifen. Einige sind durchaus Trends und dem Zeitgeist unterlegen. "Chem-Sex" ist nicht neu, schon immer wurden Drogen auch dazu genutzt das Sexualleben zu beflügeln. Aktuell gibt es aber mal wieder einen kleinen Hype um das Thema Sex unter Drogen, der über England nach Europa zu schwappen scheint. Ganze 60 % der dort wegen Drogenintoxikation behandelten Personen gaben an "Chem-Sex" praktiziert zu haben. Vollgepumpt mit Drogen wie GHB, Kokain, Ketamin, Crystal Meth oder Mephedron feiern immer mehr Engländer tagelange Sex-Orgien mit zum Teil dramatischen Folgen.

Die Orgien dauern "non Stop" bis zu 72 Stunden, im Durchschnitt hätten fünf Teilnehmer ungeschützten Sex. In dieser Zeit kommen sie ohne Schlaf und Essen aus, teile des Bewusstseins werden einfach gelöscht. Dazu kommt noch, die Einlieferung in eine Klinik erfolgt oft viel zu spät. Die Medikamente zeigen dann kaum noch eine Wirkung. Zu den Risiken gehören neben der Verbreitung von Hepatitis und HIV auch ernsthaften psychischen Problemen wie Angstzuständen, Psychosen und Selbstmordgefahr.

Um den Drogenkonsum schwuler Männer zu untersuchen, haben britische Forscher in drei Londoner Bezirken mit überdurchschnittlich hohem schwulen Bevölkerungsanteil eine Studie über “Chem-Sex”durchgeführt. Fokus des Projekts war der Drogenkonsum in sexuellen Umfeldern und nicht der Drogenkonsum unter schwulen Männern an sich.

Demnach sorgt die Drogen (“Chems”) für längeren, vielseitigeren und gewagteren Sex, zum Teil auch mit mehreren Männern. Hinzu kommt eine Steigerung des Selbstwertgefühl und des sexuellen Selbstvertrauen . Doch trotz der Steigerung des sexuellen erlebens waren die Befragten mit seinem Sexleben nicht zufrieden. Einige der Befragten gaben an, dass sie ohne “Chems” gar keinen Sex mehr haben können. Manche waren in sorge weil sie unter die eigenen sexuellen Grenzen überschritten haben, was sie nun bereuten.

Nur etwa jede vierte Teilnehmer hatte das Gefühl, sein Handeln kontrollieren zu können, und hatte Sex mit begrenzter Wahrscheinlichkeit einer Übertragung von HIV oder einer anderen sexuell übertragbaren Infektion. Ebenfalls ein viertel war HIV-positiv und hatte bewusst ungeschützten Analverkehr mit Männern, von denen sie glaubten, sie seien ebenfalls HIV-positiv. Etwa ein Drittel fand es schwierig, unter Drogen die Kontrolle zu behalten, und ging das Risiko sexuell übertragbarer Infektionen ein. Nur ein geringer Teil der Männer suchte bewusst nach Risikoreichem Sex.

Auch hatten fast alle Männer auch schon die negative Erfahrungen und Folgeschäden kennengelernt. Dazu zähle negative Einflüsse auf soziale Bindungen, Karriere, private Beziehungen und die Angst vor einer Überdosierung, insbesondere beim GHB Gebrauch. Auch Verfolgungswahn, Angstzustände, Aggressionen, akute manische Schübe oder Psychosen traten auf. Trotz des eigenen Konsums zeigten sich viele Männer besorgt über mögliche Auswirkungen von “Chem-Sex” auf die schwule Szene.

Der Chem-Sex-Trend betrifft nicht nur Homosexuelle, sondern im ähnlichen Maße auch heterosexuelle Personen. Die Dinge die sich die Konsumenten vom Sex unter Drogen versprechen dürften die gleichen sein. Und sie werden, wenn überhaupt nur am Anfang erfüllt. Früher oder später wird es wie immer beim Drogenkonsum. Statt Freiheit und Abenteuer bleiben nur Zwänge und Leid.


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